05_2025_Sport RLP

Liebe Leser*innen,

stellt euch eine Gesellschaft vor, in der jeder Mensch dieselben Chancen hat –

unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder sozialem Status. Klingt utopisch? Mag

sein. Aber im Ernst: Wenn es einen Ort gibt, an dem soziale Unterschiede keine Rolle

spielen, dann ist es der Sport. Kein Ort ist demokratischer als das Spielfeld, wo der

Einsatz zählt, nicht der soziale oder kulturelle Hintergrund.

Integration als Realität – nicht als Option

Wenn Integration ein gesellschaftlicher Prozess ist, dann ist sie längst keine

Zukunftsvision mehr, sondern gelebte Gegenwart – mit all ihren Herausforderungen,

Reibungen und Chancen. In Deutschland, insbesondere auch in Rheinland-Pfalz, ist

Vielfalt keine statistische Randnotiz, sondern Alltag. Über ein Viertel der Bevölke-

rung hat heute einen Migrationshintergrund. Diese Realität verlangt keine Diskus-

sion darüber, ob wir Integration brauchen – sondern wie wir sie gestalten wollen.

In einer Zeit, in der populistische Strömungen, Diskriminierung und kulturelle

Abschottung wieder lauter werden, braucht es klare Antworten – und eine klare

Haltung. Schließlich ist Integration keine kosmetische Maßnahme für das gute

Gewissen, sondern das Fundament einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Und sie

funktioniert nur, wenn wir sie aktiv ermöglichen – besonders im Sport.

Sport als Bühne gelebter Vielfalt

Der Sport ist kein Allheilmittel, aber er ist noch immer ein unterschätzter Möglich-

keitsraum. Warum? Weil er eine Sprache spricht, die universell verständlich ist – über

Bewegung, Begegnung, Emotion. Ganz gleich ob beim Ringen, Schwimmen, Tanzen,

Volleyball oder Parkour: Auf der Matte, im Wasser, auf der Bahn oder im Dojo zählt

die einfache Teilnahme. Wer mitmacht, gehört dazu.

Auf den folgenden Seiten zeigen wir eindrucksvoll auf, wie die Theorie in der Praxis

gelingt. Mit inspirierenden Best-Practice-Beispielen, beeindruckenden Vereinspor-

traits und einem konkreten Integrationsleitfaden möchten wir Vereine ermutigen,

Integration aktiv zu gestalten und gemeinsam mit uns für Vielfalt in der Sportland-

schaft zu kämpfen. Besonders inspirierend ist dabei die Geschichte von Samuel

Fitwi: Als ehemaliger Geflüchteter und heutiger Spitzenathlet verkörpert er wie

kaum ein anderer das Potenzial des Sports, Menschen zu stärken, Horizonte zu

eröffnen, Perspektiven zu schaffen und gesellschaftliche Teilhabe erfahrbar zu

machen.

Euer

CHRISTIAN BÜRKEL

Programmleiter „Integration

durch Sport“

SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025

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