SPORT RLP: Wie schafft man es als
Vereinsmanager seine Vision
langfristig im Verein zu etablieren?
Christian Heidel: Ich glaube, man muss
sehr realistisch sein, was in einem
Verein möglich ist. Die Klubs, die sich
Ziele setzen, die sie praktisch gar nicht
stemmen können, bekommen oft große
Probleme. Und ich glaube, das war eine
unserer großen Stärken in diesen 30
Jahren, dass wir nie übergeschnappt
sind, sondern dass wir in kleinen Schrit
ten marschiert sind. Wir haben immer
auf Nachhaltigkeit gesetzt. Dafür
brauchst du natürlich Leute im Club, die
den Weg mitgehen – alle müssen an
einem Strang ziehen. Vielleicht hört sich
das jetzt hart an, aber wenn da jetzt
ein Vereinsmanager ist, dem es nur um
sich geht, der immer nur für sich erfolg
reich sein will, dem ist die Nachhaltig
keit völlig egal. Der geht nach zwei
Jahren eh weg. In Mainz hatten wir das
Glück, dass wir alle gemeinsam immer
den Verein im Blick hatten.
SPORT RLP: Sie haben das „wir“
gerade betont. Wie funktioniert es,
die Leute emotional mitzunehmen
und für die eigene Vision zu begeis
tern?
Christian Heidel: Nur mit Offenheit.
Wenn die Leute im Club sich nicht ver
stehen, wenn es da Eifersüchteleien
gibt, dann wird das nichts. Man weiß
doch: Die Clubs, die in Deutschland in
der Regel erfolgreich sind, sind die, die
kontinuierlich gearbeitet haben. Wo
nicht jeden Tag irgendeiner gegangen
ist. Du musst eine Vision haben, und die
müssen die Leute mittragen. Wenn aber
die Führungsköpfe alle drei Tage aus
getauscht werden, dann gibt es immer
neue Visionen und dann wird ein Verein
unruhig.
SPORT RLP: Pauschal gesagt: Lang
fristigkeit und Kontinuität sind der
Schlüssel für einen erfolgreichen
Verein?
Christian Heidel: Wenn du gute
Leute hast, ja. Wenn du kontinuierlich
schlecht bist, kommt nichts bei raus. Ich
war mit einer Unterbrechung seit Jahr
zehnten durchgängig hier. Und die Leu
te um mich herum auch. Deswegen hat
der Verein immer eine Richtung gehabt.
Wir waren auch nicht immer zufrieden,
und wir haben auch nicht alles richtig
gemacht. Aber ich glaube, auf Strecke
war es der richtige Weg. Und ich glaube
auch, der Weg war alternativlos.
SPORT RLP: Wie wichtig ist es denn,
dass man sich im Vorstand auch mal
die Köpfe anstößt?
Christian Heidel: Hier wurde viel kontro
vers diskutiert, und das ist gut so. Aber
anschließend sind wir in die Kneipe ge
gangen, haben ein Bier getrunken und
uns geeinigt. Genau so muss es sein.
„Für Erfolg braucht es
konstruktive Kritik und
Menschen, die sie
akzeptieren."
Wenn ich meiner Ansicht nach einen
genialen Vorschlag habe und der
Vorstand sagt: „Wir machen es nicht“,
dann muss ich das diskutieren und das
Ergebnis der Diskussion akzeptieren.
Das ist einfach extrem wichtig. Harmo
nie heißt nicht, dass alle immer einer
Meinung sein müssen. Harmonie heißt,
dass man am nächsten Tag wieder
zusammenarbeitet, auch wenn man
am Abend zuvor kontrovers diskutiert
hat, und das ist im Breitensport nichts
anderes als im Profisport.
SPORT RLP: Ist Kommunikation unter
einander ebenfalls ein Schlüssel für
gute Arbeit?
Christian Heidel: Absolut. Wenn man
nicht miteinander redet, kommt nichts
bei raus. Das ist völlig klar. Man darf nur
nicht zu viel reden, insbesondere nach
außen. Das ist wieder Profisport. Wenn
Leute glauben, sie müssen alles nach
außen plappern, um gut auszusehen,
wird im Endeffekt nichts bei rauskom
men. Aber intern miteinander zu reden
ist im Breitensport und im Amateursport
genau das Gleiche wie im Profisport: ein
Muss. Sonst wird es nie funktionieren.
SPORT RLP: Viele Vereine im Breiten-
und Amateursport haben nur sehr
geringe finanzielle Mittel zur Verfü
gung. Kann man aus diesen knappen
Mitteln heutzutage dennoch den
maximalen Erfolg herausholen, und
wenn ja, wie?
Christian Heidel: Ich glaube, wenn man
einen gescheiten Plan hat und die Leute
von dem Plan überzeugt sind und ihn
durchziehen, dann ist so etwas mach
bar. Wir waren damals die grauste
Maus der grauen Mäuse in der 2. Bun
desliga. Jetzt sind wir der Verein, der
Fotos: Dominik Sonndag
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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 06.2025
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