06_2025_Sport RLP

aktuell am siebtlängsten in der 1. Liga

spielt. Wir waren wirtschaftlich ganz

unten. Wir sind es im Ligavergleich auch

heute noch. Und trotzdem sind wir seit

17 Jahren am Stück in der Bundesliga.

Also, das kann man schaffen, wenn man

solide wirtschaftet und auch ein biss­

chen Glück hat.

SPORT RLP: Sie kennen die Arbeit als

Vereinsmanager sowohl im Ehren-

als auch im Hauptamt. Glauben Sie,

dass das Ehrenamt in Sachen

Vereinsmanagement im Breiten- und

Amateursport noch eine Zukunft hat?

Christian Heidel: Ich glaube, das wird es

immer geben, weil es gar nicht anders

zu machen ist. Wenn jetzt ein Vereins­

manager in der Bezirksliga sagt: „Ich

hätte gern Geld“, woher soll das denn

kommen? Auch wenn Ehrenamt aber nur

bis zu einer gewissen Stufe geht. Dann

muss ein Verein professionell geführt

werden. Aber ich kann mir nicht vor­

stellen, dass ein Fußballverein in der

A-Klasse, B-Klasse, Bezirksliga, Landes­

liga auf Hauptamtlichkeit umstellt. Das

ist nicht zu finanzieren.

SPORT RLP: Wie kann es ein Ehren­

amtler heutzutage schaffen, nach

oben zu kommen?

Christian Heidel: Ich habe selbst im

niederen Amateurbereich gespielt und

hatte dann den Plan, meinen Verein,

den FV Budenheim, in höhere Amateur­

gefilde zu bringen. Und während dieser

Zeit habe ich gelernt:

„Ohne totales Engage­

ment wird man nicht

erfolgreich sein."

Und dafür braucht man Verrückte. Alle,

die sich im Amateurbereich engagieren,

wollen ja Erfolg haben. Die gehen dann

abends eben nicht ins Bett und denken:

„Darüber mache ich mir morgen wieder

Gedanken.“ Das nehmen die mit ins Bett.

Ohne dieses Engagement ist so ein Job

nicht erfolgreich ausführbar. Zum Glück

gibt es viele dieser positiv verrückten

Menschen, ohne die es die Vereine nicht

geben würde, die dafür aber keinen

Cent bekommen.

SPORT RLP: Zum Abschluss: Welchen

Rat würden Sie Vereinsmanagern

geben? Wie macht man seine Arbeit

am besten?

Christian Heidel: Es ist extrem wichtig,

dass man darauf achtet, dass man ein

gutes Team um sich hat. One-Man-

Shows, glaube ich, sind im Profi- wie im

Amateurbereich vorbei, weil das zeitlich

nicht mehr zu machen ist. Du brauchst

eine gute Mannschaft, um die Arbeit zu

stemmen. Das müssen keine Freunde

sein. Ich war nicht mit jedem meiner

Vorstandskollegen gut befreundet. Wir

haben uns gut verstanden, aber sind

nicht gemeinsam in den Urlaub gefah­

ren. Aber man muss bereit sein, gemein­

sam einen Weg zu gehen. Wenn jemand

eine One-Man-Show macht, ist er zum

Scheitern verurteilt. Und zweitens:

Chancen realistisch einschätzen, sonst

geht es schief. ■

Das Interview führte Dominik Seel

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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 06.2025

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