Wird der Begriff „Integration“ denn
oft noch missverstanden und ledig-
lich mit der Integration von Geflüch-
teten oder Menschen mit Migrations-
hintergrund verbunden?
Teis, teils würde ich sagen. Es ist ja so,
dass das Projekt früher „Sport mit Aus-
siedlern“ hieß. Inzwischen hat sich die
Zielgruppe aber stark ausgeweitet. Das
versuchen wir auch mit unserer Aus-
schreibung „Sport lebt Vielfalt“, bei der
es dieses Jahr um das Thema „Brücken
bauen für Mädchen und Frauen“ geht,
zu transportieren. Man muss erstmal
Aufmerksamkeit schaffen, dass es bei
Integration auch um andere Gruppen
geht.
Wer kann sich an euch wenden?
Alle Sportvereine und -verbände in
Rheinland-Pfalz, die Lust haben, in-
tegrative Angebote zu machen oder
die Beratungsbedarf haben, was das
angeht. Für Vereine, die schon länger
integrativ arbeiten, gibt es die Möglich-
keit der sogenannten Stützpunktförde-
rung. Es können sich aber auch Einzel-
personen an uns wenden, denen das
Thema am Herzen liegt. Wir haben eine
ganze Reihe an kostenlosen Bildungs-
angeboten.
Kann man euch als Beratungsstelle
bezeichnen?
Beratung ist ein Teil – aber wir sehen
uns eher als Dienstleister. Wir kommen
auch vor Ort, lernen neue Vereine ken-
nen, unterstützen bei Veranstaltungen,
helfen bei der Öffentlichkeitsarbeit und
begleiten Vereine persönlich. Dieser
Austausch ist entscheidend für Vertrau-
en und nachhaltige Zusammenarbeit.
Wie sieht euer Arbeitsalltag konkret
aus?
Jedes Teammitglied hat unterschied-
liche Aufgaben. Unsere Programmre-
ferent
*innen, die sich auf die Standorte
Mainz, Kaiserslautern und Koblenz
verteilen, natürlich in erster Linie die
Unterstützung und Betreuung der Ver-
eine. Dann gibt es beispielsweise noch
mich, die sich um Presse und Öffentlich-
keitsarbeit kümmert. Neben den Grund-
aufgaben hat jedes Teammitglied auch
noch gewisse Schwerpunkte, wie die
Organisation und Betreuung von unse-
ren Bildungsveranstaltungen. Ansons-
ten organisieren wir noch verschiedene
Austauschformate wie Netzwerktreffen
oder Workshops und kümmern uns um
die vielfältigen Förderungsmaßnahmen.
Außerdem tauschen wir uns natürlich
wöchentlich auch im Team aus.
Wie oft steht ihr im Austausch mit
Vereinen?
Mindestens einmal jährlich bei den
regionalen Netzwerktreffen, wo alle
teilnehmenden Vereine, egal ob Stütz-
punktvereine oder Vereine mit Mikro-
projekten und alle freiwillig Engagier-
ten, eingeladen werden. Außerdem gibt
es natürlich noch Jahresgespräche, wo
man schaut, was über das Jahr alles
gelaufen ist und wo es noch Verbesse-
rungspotenzial gibt. Darüber hinaus
richtet sich der Austausch tatsächlich
nach dem Bedarf der Vereine – mal
telefonisch, mal persönlich. Wichtig
ist: Es gibt immer Kontakt, denn ohne
Austausch könnte das Programm nicht
funktionieren.
Mit welchen Anliegen wenden die
Vereine sich dann an euch?
Meist geht es um die Umsetzung von
Projekten: Materialien, Abrechnungen,
organisatorische Unterstützung oder
Finanzierung. Unsere Referent
*innen
sind Schnittstellen, die Kontakte her-
stellen und Lösungen finden.
Wo liegen die größten Herausforde-
rungen?
Man merkt, dass viele Vereine erst
einmal verunsichert sind. Viele den-
ken, dass „Integration durch Sport“
eine zusätzliche Aufgabe ist, die Zeit,
Arbeitskraft und Geld beansprucht. Wir
können zwar mit einer Anschubfinan-
zierung unterstützen, aber die Ver-
stetigung liegt in der Hand der Vereine.
Unsere Aufgabe ist es, den Vereinen
klarzumachen, dass es sogar eine
Bereicherung, ein Mehrwert für den
Verein sein kann. Schließlich kann man
dadurch einen kulturellen Austausch
im Verein ermöglichen – und vor allem
neue ehrenamtliche Kräfte für den Ver-
ein gewinnen.
23
SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025
TOPTHEMA