05_2025_Sport RLP

Wird der Begriff „Integration“ denn

oft noch missverstanden und ledig-

lich mit der Integration von Geflüch-

teten oder Menschen mit Migrations-

hintergrund verbunden?

Teis, teils würde ich sagen. Es ist ja so,

dass das Projekt früher „Sport mit Aus-

siedlern“ hieß. Inzwischen hat sich die

Zielgruppe aber stark ausgeweitet. Das

versuchen wir auch mit unserer Aus-

schreibung „Sport lebt Vielfalt“, bei der

es dieses Jahr um das Thema „Brücken

bauen für Mädchen und Frauen“ geht,

zu transportieren. Man muss erstmal

Aufmerksamkeit schaffen, dass es bei

Integration auch um andere Gruppen

geht.

Wer kann sich an euch wenden?

Alle Sportvereine und -verbände in

Rheinland-Pfalz, die Lust haben, in-

tegrative Angebote zu machen oder

die Beratungsbedarf haben, was das

angeht. Für Vereine, die schon länger

integrativ arbeiten, gibt es die Möglich-

keit der sogenannten Stützpunktförde-

rung. Es können sich aber auch Einzel-

personen an uns wenden, denen das

Thema am Herzen liegt. Wir haben eine

ganze Reihe an kostenlosen Bildungs-

angeboten.

Kann man euch als Beratungsstelle

bezeichnen?

Beratung ist ein Teil – aber wir sehen

uns eher als Dienstleister. Wir kommen

auch vor Ort, lernen neue Vereine ken-

nen, unterstützen bei Veranstaltungen,

helfen bei der Öffentlichkeitsarbeit und

begleiten Vereine persönlich. Dieser

Austausch ist entscheidend für Vertrau-

en und nachhaltige Zusammenarbeit.

Wie sieht euer Arbeitsalltag konkret

aus?

Jedes Teammitglied hat unterschied-

liche Aufgaben. Unsere Programmre-

ferent

*innen, die sich auf die Standorte

Mainz, Kaiserslautern und Koblenz

verteilen, natürlich in erster Linie die

Unterstützung und Betreuung der Ver-

eine. Dann gibt es beispielsweise noch

mich, die sich um Presse und Öffentlich-

keitsarbeit kümmert. Neben den Grund-

aufgaben hat jedes Teammitglied auch

noch gewisse Schwerpunkte, wie die

Organisation und Betreuung von unse-

ren Bildungsveranstaltungen. Ansons-

ten organisieren wir noch verschiedene

Austauschformate wie Netzwerktreffen

oder Workshops und kümmern uns um

die vielfältigen Förderungsmaßnahmen.

Außerdem tauschen wir uns natürlich

wöchentlich auch im Team aus.

Wie oft steht ihr im Austausch mit

Vereinen?

Mindestens einmal jährlich bei den

regionalen Netzwerktreffen, wo alle

teilnehmenden Vereine, egal ob Stütz-

punktvereine oder Vereine mit Mikro-

projekten und alle freiwillig Engagier-

ten, eingeladen werden. Außerdem gibt

es natürlich noch Jahresgespräche, wo

man schaut, was über das Jahr alles

gelaufen ist und wo es noch Verbesse-

rungspotenzial gibt. Darüber hinaus

richtet sich der Austausch tatsächlich

nach dem Bedarf der Vereine – mal

telefonisch, mal persönlich. Wichtig

ist: Es gibt immer Kontakt, denn ohne

Austausch könnte das Programm nicht

funktionieren.

Mit welchen Anliegen wenden die

Vereine sich dann an euch?

Meist geht es um die Umsetzung von

Projekten: Materialien, Abrechnungen,

organisatorische Unterstützung oder

Finanzierung. Unsere Referent

*innen

sind Schnittstellen, die Kontakte her-

stellen und Lösungen finden.

Wo liegen die größten Herausforde-

rungen?

Man merkt, dass viele Vereine erst

einmal verunsichert sind. Viele den-

ken, dass „Integration durch Sport“

eine zusätzliche Aufgabe ist, die Zeit,

Arbeitskraft und Geld beansprucht. Wir

können zwar mit einer Anschubfinan-

zierung unterstützen, aber die Ver-

stetigung liegt in der Hand der Vereine.

Unsere Aufgabe ist es, den Vereinen

klarzumachen, dass es sogar eine

Bereicherung, ein Mehrwert für den

Verein sein kann. Schließlich kann man

dadurch einen kulturellen Austausch

im Verein ermöglichen – und vor allem

neue ehrenamtliche Kräfte für den Ver-

ein gewinnen.

23

SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025

TOPTHEMA