Miguel Vicente – Beauftragter der
Landesregierung für Migration und
Integration Rheinland-Pfalz
Ein Satz aus dem Sommer 2015 ist uns bis
heute in Erinnerung geblieben: Angela
Merkels „Wir schaffen das“. Deutschland
sei willens und fähig, so die Haltung der
damaligen Bundeskanzlerin, jene Men-
schen aufzunehmen, die seinerzeit so
zahlreich bei uns Schutz suchten.
Heute, zehn Jahre später, diskutieren
wir darüber, ob sie damit Recht hatte.
Und es gibt viele Gründe, dies zu Beja-
hen. Allein zwei Zahlen sprechen dafür:
Von den 2015 zugezogenen Geflüchte-
ten waren neun Jahre später 64 Prozent
in Beschäftigung – nur
knapp unter der durch-
schnittlichen Erwerbs-
quote von 70 Prozent.
Heute stellen Geflüchtete
die größte Gruppe unter
den Eingebürgerten: Mehr
als 160.000 Menschen
aus Syrien haben seit-
dem die deutsche Staats-
bürgerschaft erhalten,
wofür sie erhebliche „Integrationsleistun-
gen“ vorweisen mussten.
Dass wir es „geschafft haben“, hat viele
Gründe. Zum einen ist es der Wille und die
Anstrengung der zugewanderten Men-
schen selbst. Zum anderen der Zusam-
menhalt weiter Teile unserer Gesellschaft:
Institutionen, Zivilgesellschaft und der
eindrucksvolle Einsatz von Ehrenamtli-
chen haben Unterstützung geleistet, als
sie gebraucht wurde.
Der Sport hat dabei eine Schlüssel-
funktion gespielt. Denn er bietet etwas,
das anderswo nur schwer zu finden ist:
Sportvereine schaffen einen Raum, in
dem vor allem Respekt, Vertrauen und
gemeinsame Ziele zählen. Sport verbindet
die unterschiedlichsten Gruppen, macht
Vielfalt zur Stärke. Menschen erleben
Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit und
Teilhabe – Werte, die weit über das Spiel-
feld hinausstrahlen. Prinzipien wie Fair-
play und Teamgeist bilden eine Brücke zu
einer toleranten Gesellschaft.
In der oftmals aufgeladenen politi-
schen Diskussion um die „Integration“
tauchen viele Vorstellungen und vor allem
Erwartungen auf. Am Sport kann man
sehen, was dafür wichtig ist: Respekt vor
dem Menschen und Zugehörigkeit; uni-
verselle Bedürfnisse, die wir alle teilen
und wir alle brauchen. Das ist die Grund-
lage für Integration.
Doch damit diese Werte wirken, müs-
sen Vereine sie auch aktiv leben. Das zu
fördern ist das Ziel des bundesweiten
Programmes „Integration durch Sport“,
das gerade sein 35-jähriges Bestehen
feiert. Die darin eingebundenen Vereine
und tausende Engagierte leisten Bemer-
kenswertes. Es kann nicht genug gewür-
digt werden, wie hier der organisierte
Sport gesellschaftliche Verantwortung
übernimmt.
Und am Ende profitieren beide Seiten
davon: Zugewanderte finden Heimat
und Anerkennung, Vereine gewinnen
engagierte Mitglieder, Vorbilder und
Leistungsträger, bis hin zum Spitzensport.
Das Miteinander stärkt Gemeinschaft
und Erfolg nach dem Leitsatz: Zusammen
„schaffen wir es“. ■
Miguel Vicente
INTEGRATION
IM SPORT –
EIN SPIELFELD
DER CHANCEN
Fotos: Privat
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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025
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