05_2025_Sport RLP

Miguel Vicente – Beauftragter der

Landesregierung für Migration und

Integration Rheinland-Pfalz

Ein Satz aus dem Sommer 2015 ist uns bis

heute in Erinnerung geblieben: Angela

Merkels „Wir schaffen das“. Deutschland

sei willens und fähig, so die Haltung der

damaligen Bundeskanzlerin, jene Men-

schen aufzunehmen, die seinerzeit so

zahlreich bei uns Schutz suchten.

Heute, zehn Jahre später, diskutieren

wir darüber, ob sie damit Recht hatte.

Und es gibt viele Gründe, dies zu Beja-

hen. Allein zwei Zahlen sprechen dafür:

Von den 2015 zugezogenen Geflüchte-

ten waren neun Jahre später 64 Prozent

in Beschäftigung – nur

knapp unter der durch-

schnittlichen Erwerbs-

quote von 70 Prozent.

Heute stellen Geflüchtete

die größte Gruppe unter

den Eingebürgerten: Mehr

als 160.000 Menschen

aus Syrien haben seit-

dem die deutsche Staats-

bürgerschaft erhalten,

wofür sie erhebliche „Integrationsleistun-

gen“ vorweisen mussten.

Dass wir es „geschafft haben“, hat viele

Gründe. Zum einen ist es der Wille und die

Anstrengung der zugewanderten Men-

schen selbst. Zum anderen der Zusam-

menhalt weiter Teile unserer Gesellschaft:

Institutionen, Zivilgesellschaft und der

eindrucksvolle Einsatz von Ehrenamtli-

chen haben Unterstützung geleistet, als

sie gebraucht wurde.

Der Sport hat dabei eine Schlüssel-

funktion gespielt. Denn er bietet etwas,

das anderswo nur schwer zu finden ist:

Sportvereine schaffen einen Raum, in

dem vor allem Respekt, Vertrauen und

gemeinsame Ziele zählen. Sport verbindet

die unterschiedlichsten Gruppen, macht

Vielfalt zur Stärke. Menschen erleben

Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit und

Teilhabe – Werte, die weit über das Spiel-

feld hinausstrahlen. Prinzipien wie Fair-

play und Teamgeist bilden eine Brücke zu

einer toleranten Gesellschaft.

In der oftmals aufgeladenen politi-

schen Diskussion um die „Integration“

tauchen viele Vorstellungen und vor allem

Erwartungen auf. Am Sport kann man

sehen, was dafür wichtig ist: Respekt vor

dem Menschen und Zugehörigkeit; uni-

verselle Bedürfnisse, die wir alle teilen

und wir alle brauchen. Das ist die Grund-

lage für Integration.

Doch damit diese Werte wirken, müs-

sen Vereine sie auch aktiv leben. Das zu

fördern ist das Ziel des bundesweiten

Programmes „Integration durch Sport“,

das gerade sein 35-jähriges Bestehen

feiert. Die darin eingebundenen Vereine

und tausende Engagierte leisten Bemer-

kenswertes. Es kann nicht genug gewür-

digt werden, wie hier der organisierte

Sport gesellschaftliche Verantwortung

übernimmt.

Und am Ende profitieren beide Seiten

davon: Zugewanderte finden Heimat

und Anerkennung, Vereine gewinnen

engagierte Mitglieder, Vorbilder und

Leistungsträger, bis hin zum Spitzensport.

Das Miteinander stärkt Gemeinschaft

und Erfolg nach dem Leitsatz: Zusammen

„schaffen wir es“. ■

Miguel Vicente

INTEGRATION

IM SPORT –

EIN SPIELFELD

DER CHANCEN

Fotos: Privat

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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025

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