05_2025_Sport RLP

„WER INTEGRATION

WILL, DARF DEN SPORT

NICHT SCHWÄCHEN“

Ein Appell von IdS-Programmleiter Christian Bürkel

Die aktuellen Herausforderungen des

Bundesprogramms „Integration durch

Sport“ sind ein Weckruf – sie verlangen

Klarheit, Priorisierung und konkrete

Unterstützung.

Eine nachhaltige finanzielle Absi-

cherung ist derzeit nicht gewährleistet:

Kürzungen im Bundeshaushalt 2024

haben das Bundesprogramm empfind-

lich getroffen. Somit warnen wir deutlich

vor einem Verfall der gesellschaftlichen

Erträge – denn wer am Sport spart, bricht

einen essenziellen Hebel für Integration

und Teilhabe lahm.

Die zunehmende Polarisierung und der

gesellschaftliche Rechtsruck machen das

Engagement im Sport umso wichtiger:

Vereine sind lokale Anker, die Menschen

unterschiedlicher Herkunft, Religion und

Lebensrealitäten zusammenbringen.

Doch sie stoßen an Grenzen – personell,

ideell und finanziell.

Zugleich wird die Expertise aus der Pra-

xis oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Gerade bei Themen wie Integration und

gesellschaftlicher Teilhabe braucht es

die Perspektive derjenigen, die vor Ort

tagtäglich Brücken bauen – wie es das

Programm „Integration durch Sport“ seit

Jahrzehnten erfolgreich tut.

Damit es das auch in Zukunft weiterhin

tun kann, wünschen, nein, erwarten wir

verlässliche finanzielle Rahmenbedingun-

gen, die es ermöglichen, das Programm

langfristig zu planen, zu verstetigen und

gezielt weiterzuentwickeln – statt kurz-

fristiger Projektlogik und wiederkehren-

der Haushaltsunsicherheit. Wir brauchen

stärkere Anerkennung und Unterstützung

des Engagements in Sportvereinen – ins-

besondere für ehrenamtlich und freiwillig

Engagierte, die zentrale Träger gesell-

schaftlicher Integrationsarbeit sind.

Um das zu gewährleisten, appellieren

wir an die Politik:

1. Stellen Sie gesellschaftlichen Zusam-

menhalt über parteipolitisches

Kalkül. Integration gelingt nur, wenn

die Politik klare Signale für Offenheit

und Vielfalt sendet und sich gegen

Polarisierung und Ausgrenzung stellt.

2. Sichern Sie die Infrastruktur der

Zivilgesellschaft ab. Sportvereine

brauchen Ressourcen und politische

Rückendeckung, um ihre sehr erfolg-

reiche, integrative Arbeit fortsetzen

zu können.

3. Investieren Sie in die Prävention statt

in spätere Reparatur. Jeder Euro, der

heute in Integrationsarbeit im Sport

investiert wird, spart morgen Kosten

für soziale Konflikte, Parallelstruktu-

ren und gesellschaftliche Spaltung.

4. Hören Sie auf die Praktiker

*innen vor

Ort. Entscheidungen zu Integration

und Teilhabe müssen auf Augen-

höhe mit denen getroffen werden,

die täglich für Zusammenhalt arbei-

ten – auf dem Platz, in der Halle, im

Vereinsheim.

Die politischen Leitlinien sind formuliert –

jetzt braucht es die passenden Rahmen-

bedingungen, damit der Sport Integration

und Zusammenhalt auch künftig aktiv

mitgestalten kann. Die Politik muss das

Fundament dafür liefern – jetzt. ■

Fotos: LSB, Jana Lay

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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025

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