„WER INTEGRATION
WILL, DARF DEN SPORT
NICHT SCHWÄCHEN“
Ein Appell von IdS-Programmleiter Christian Bürkel
Die aktuellen Herausforderungen des
Bundesprogramms „Integration durch
Sport“ sind ein Weckruf – sie verlangen
Klarheit, Priorisierung und konkrete
Unterstützung.
Eine nachhaltige finanzielle Absi-
cherung ist derzeit nicht gewährleistet:
Kürzungen im Bundeshaushalt 2024
haben das Bundesprogramm empfind-
lich getroffen. Somit warnen wir deutlich
vor einem Verfall der gesellschaftlichen
Erträge – denn wer am Sport spart, bricht
einen essenziellen Hebel für Integration
und Teilhabe lahm.
Die zunehmende Polarisierung und der
gesellschaftliche Rechtsruck machen das
Engagement im Sport umso wichtiger:
Vereine sind lokale Anker, die Menschen
unterschiedlicher Herkunft, Religion und
Lebensrealitäten zusammenbringen.
Doch sie stoßen an Grenzen – personell,
ideell und finanziell.
Zugleich wird die Expertise aus der Pra-
xis oft nicht ausreichend berücksichtigt.
Gerade bei Themen wie Integration und
gesellschaftlicher Teilhabe braucht es
die Perspektive derjenigen, die vor Ort
tagtäglich Brücken bauen – wie es das
Programm „Integration durch Sport“ seit
Jahrzehnten erfolgreich tut.
Damit es das auch in Zukunft weiterhin
tun kann, wünschen, nein, erwarten wir
verlässliche finanzielle Rahmenbedingun-
gen, die es ermöglichen, das Programm
langfristig zu planen, zu verstetigen und
gezielt weiterzuentwickeln – statt kurz-
fristiger Projektlogik und wiederkehren-
der Haushaltsunsicherheit. Wir brauchen
stärkere Anerkennung und Unterstützung
des Engagements in Sportvereinen – ins-
besondere für ehrenamtlich und freiwillig
Engagierte, die zentrale Träger gesell-
schaftlicher Integrationsarbeit sind.
Um das zu gewährleisten, appellieren
wir an die Politik:
1. Stellen Sie gesellschaftlichen Zusam-
menhalt über parteipolitisches
Kalkül. Integration gelingt nur, wenn
die Politik klare Signale für Offenheit
und Vielfalt sendet und sich gegen
Polarisierung und Ausgrenzung stellt.
2. Sichern Sie die Infrastruktur der
Zivilgesellschaft ab. Sportvereine
brauchen Ressourcen und politische
Rückendeckung, um ihre sehr erfolg-
reiche, integrative Arbeit fortsetzen
zu können.
3. Investieren Sie in die Prävention statt
in spätere Reparatur. Jeder Euro, der
heute in Integrationsarbeit im Sport
investiert wird, spart morgen Kosten
für soziale Konflikte, Parallelstruktu-
ren und gesellschaftliche Spaltung.
4. Hören Sie auf die Praktiker
*innen vor
Ort. Entscheidungen zu Integration
und Teilhabe müssen auf Augen-
höhe mit denen getroffen werden,
die täglich für Zusammenhalt arbei-
ten – auf dem Platz, in der Halle, im
Vereinsheim.
Die politischen Leitlinien sind formuliert –
jetzt braucht es die passenden Rahmen-
bedingungen, damit der Sport Integration
und Zusammenhalt auch künftig aktiv
mitgestalten kann. Die Politik muss das
Fundament dafür liefern – jetzt. ■
Fotos: LSB, Jana Lay
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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025
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