05_2025_Sport RLP

VON

SPORTMOBILEN ZU

STARKEN VEREINEN

Milan Kocian berichtet von

vielen Veränderungen in 35 Jahren

„Integration durch Sport“ in Rheinland-Pfalz

eit 35 Jahren gibt es das Bundes-

programm „Integration durch

Sport“ (IdS) auch in Rheinland-

Pfalz. Einer, der fast von Anfang an

dabei ist, ist Milan Kocian, der 1993 als

junger Mitarbeiter startete und heute

auf mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung

zurückblickt. Im Gespräch wird deut-

lich, wie sehr sich die Arbeit im Laufe

der Zeit verändert hat – und warum das

Programm heute so erfolgreich ist.

„In den Anfangsjahren waren wir die Ini-

tiatoren. Wir sind mit dem Sportmobil los-

gefahren, haben Hüpfburgen aufgebaut,

Sportnächte organisiert oder Schulen

und soziale Einrichtungen unterstützt“,

erinnert er sich. So kamen bis zu 120 Ein-

sätze des Sportmobils im Jahr zusammen

– und das nicht nur bei Sportvereinen, son-

dern auch an Schulen oder in karitati-

ven Einrichtungen.

Ziel war es damals, das Pro-

gramm, das anfangs noch

„Sport für alle – Sport mit Aussiedlern“ hieß,

bekannt zu machen und erste Kontakte

zu Menschen mit Migrationshintergrund

herzustellen. Im Fokus standen zunächst

vor allem Menschen aus der ehemaligen

UdSSR. Die Initiative kam in dieser Zeit

fast ausschließlich von IdS selbst, wäh-

rend die Vereine eine eher unterstützende

Rolle einnahmen.

Mit dieser „Starthilfe“ gelang es, Men-

schen zu erreichen, die den organisier-

ten Sport in Deutschland bis dahin kaum

kannten. Auch wenn bei manchen Aktio-

nen nur 20 bis 30 Teilnehmende kamen

– die Resonanz war so positiv, dass das

Programm stetig weiterlief und immer

größere Kreise zog. Spätestens mit der

Erweiterung der Zielgruppe Ende der

1990er Jahre auf alle Menschen mit

Migrationshintergrund sowie auf

sozial benachteiligte Gruppen

änderte sich dann auch der

Aufgabenbereich von

IdS.

Die Menschen, die es damals zu

integrieren galt, kamen ja aus ganz

anderen Ländern als heute, richtig?

Das stimmt. Sie kamen aus Osteuropa,

auf Grundlage der Grenzöffnungen im

Oktober 1989, sodass hiermit deutsch-

stämmige aus Polen, Russland und

Rumänien die Möglichkeit hatten, ins

Geburtsland ihrer Vorfahren zurückzu-

kehren.

Gibt es eine Anekdote, die dir in

besonderer Erinnerung geblieben ist?

Es war generell immer sehr schön, neue

Gesichter im Rahmen meiner Arbeit

kennenzulernen. Letztendlich hat mich

Vieles auch an meine eigene Geschichte

erinnert. Ich bin ja auch den Weg von

Ost nach West gegangen. ■

Das Interview führte Michael Heinze

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SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025

75 JAHRE