VON
SPORTMOBILEN ZU
STARKEN VEREINEN
Milan Kocian berichtet von
vielen Veränderungen in 35 Jahren
„Integration durch Sport“ in Rheinland-Pfalz
eit 35 Jahren gibt es das Bundes-
programm „Integration durch
Sport“ (IdS) auch in Rheinland-
Pfalz. Einer, der fast von Anfang an
dabei ist, ist Milan Kocian, der 1993 als
junger Mitarbeiter startete und heute
auf mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung
zurückblickt. Im Gespräch wird deut-
lich, wie sehr sich die Arbeit im Laufe
der Zeit verändert hat – und warum das
Programm heute so erfolgreich ist.
„In den Anfangsjahren waren wir die Ini-
tiatoren. Wir sind mit dem Sportmobil los-
gefahren, haben Hüpfburgen aufgebaut,
Sportnächte organisiert oder Schulen
und soziale Einrichtungen unterstützt“,
erinnert er sich. So kamen bis zu 120 Ein-
sätze des Sportmobils im Jahr zusammen
– und das nicht nur bei Sportvereinen, son-
dern auch an Schulen oder in karitati-
ven Einrichtungen.
Ziel war es damals, das Pro-
gramm, das anfangs noch
„Sport für alle – Sport mit Aussiedlern“ hieß,
bekannt zu machen und erste Kontakte
zu Menschen mit Migrationshintergrund
herzustellen. Im Fokus standen zunächst
vor allem Menschen aus der ehemaligen
UdSSR. Die Initiative kam in dieser Zeit
fast ausschließlich von IdS selbst, wäh-
rend die Vereine eine eher unterstützende
Rolle einnahmen.
Mit dieser „Starthilfe“ gelang es, Men-
schen zu erreichen, die den organisier-
ten Sport in Deutschland bis dahin kaum
kannten. Auch wenn bei manchen Aktio-
nen nur 20 bis 30 Teilnehmende kamen
– die Resonanz war so positiv, dass das
Programm stetig weiterlief und immer
größere Kreise zog. Spätestens mit der
Erweiterung der Zielgruppe Ende der
1990er Jahre auf alle Menschen mit
Migrationshintergrund sowie auf
sozial benachteiligte Gruppen
änderte sich dann auch der
Aufgabenbereich von
IdS.
Die Menschen, die es damals zu
integrieren galt, kamen ja aus ganz
anderen Ländern als heute, richtig?
Das stimmt. Sie kamen aus Osteuropa,
auf Grundlage der Grenzöffnungen im
Oktober 1989, sodass hiermit deutsch-
stämmige aus Polen, Russland und
Rumänien die Möglichkeit hatten, ins
Geburtsland ihrer Vorfahren zurückzu-
kehren.
Gibt es eine Anekdote, die dir in
besonderer Erinnerung geblieben ist?
Es war generell immer sehr schön, neue
Gesichter im Rahmen meiner Arbeit
kennenzulernen. Letztendlich hat mich
Vieles auch an meine eigene Geschichte
erinnert. Ich bin ja auch den Weg von
Ost nach West gegangen. ■
Das Interview führte Michael Heinze
37
SPORT RHEINLAND-PFALZ | 05.2025
75 JAHRE